15Oktober
2016

6. Tag: Licht und Schattenseiten Namibias

Die Nacht auf der Farm ist voll von neuen Geräuschen, die wir nicht so recht zuordnen können. Vor dem Frühstück - 8 Uhr heißt für uns inzwischen fast ausschlafen - beobachten wir 2 Warzenschweine mit ihren Kleinen. Auf unserer Fahrt sehen wir zum ersten Mal Kudus und Impalas, dazu Paviane, Oryx, Trappen, Rinder und Pferde. Wir machen Stop an einem großen Termitenhügel, die hier überall zu sehen sind. Die steinharten Bauten ragen unterirdisch nochmal genauso weit in den Boden wie sie über der Erde hoch sind, schon ziemlich beeindruckend. Auf unserem Weg raus aus dem Farmgelände müssen wir immer wieder halten, um Viehgatter zu öffnen - Anne wird dabei fast zurück gelassen ;-)

1. richtiger Stop ist dann das Waisenhaus Ngatuvere Vatere ("Ort für ein sicheres Zuhause für Kinder") in Kalkfeld. Schon gestern haben wir Lebensmittel und Strom gekauft. Hier kümmern sich wenige Erwachsene um fast 60 Kinder, das jüngste 1 Monat alt, das älteste Mädchen 20 Jahre. Sie ist seit 13 Jahren hier und bleibt hier auch weiterhin, da sie körperlich und geistig behindert ist. Ein aufgewecktes Mädchen führt uns stolz herum und zeigt uns die Jungen- und Mädchenunterkünfte sowie die Küche und den Garten. In einem der Jungenräume wird den Kleinsten Grundlegendes wie zählen und rechnen beigebracht. Draußen wird über offenem Feuer gekocht, um Gas zu sparen. Die Kühltruhe ist nicht angeschlossen, da es gerade kein Fleisch gibt. Alles was wir sehen, macht sehr betroffen und bedrückt uns, auch wenn wir wissen, dass wir mit unseren Spenden Gutes tun können. Wer an europäische Maßstäbe denkt, kann diese hier komplett über Bord schmeißen. Der Gegensatz zur deutschen Überflussgesellschaft mit den ewigen Meckereien über Nichtigkeiten könnte nicht größer sein. Wir entscheiden uns alle spontan, noch Geld zusammen zu legen, um die leere Kühltruhe zu füllen. Das eingesammelte Geld reicht, um alle für 1,5 Monate mit Fleisch zu versorgen. 

Ca. 3 Stunden später sind wir auf der Gästefarm "Gelukspoort" von Crissi und Frank in den Fransfontein-Bergen. Die Anlage ist total toll, unheimlich großzügige, reetgedeckte Häuschen dienen als "Zimmer". Nach einem Willkommensdrink gehen wir erstmal eine Runde plantschen (Wasserballett inklusive) und erholen uns am Pool. Später erwartet uns noch eine Jeepsafari über das Farmgelände. Es gibt einige Wasserstellen und wir sehen Steinbock, Kudu, Oryx und Perlhühner. Den obligatorischen Sundowner - Gin Tonic - gibt's auf einer Bergkuppe mit fantastischem Blick und Sonnenuntergang. Im Vollmond geht es zurück und unser Fahrer Wilfried legt  zwischendurch so einen heißen Reifen hin, dass wir uns wie in der "Wilden Maus" fühlen. Das Abendessen ist sehr lecker - als Vorspeise Ananas-Spargel-Schinkensalat, Hauptspeise: Oryxfilet, kleine Kürbisse, Kartoffelgratin, Butternut-Kürbis-Feta-Auflauf und Salat und als Nachtisch Schokomousse mit Amarula. Vollgefuttert geht es anschließend noch ans Lagerfeuer mit Blick auf die beleuchtete Wasserstelle, an der wir die ganze Zeit Oryx-Antilopen beobachten können.