18Oktober
2016

9. Tag: Unter Buschmännern

Nach einer heißen Nacht geht es heute für uns zu den Buschleuten der Ju/Hoansi-San. Nach 2 Stunden Fahrt mit dem Bus steigen wir um auf den offenen Jeep. Wir stehen wie die Hühner auf der Ladefläche, während unser Guide über die Sandpiste donnert ("hossa!"). Bei den San angekommen fühlen wir uns sofort wie in einer anderen Welt, wie auf einer Zeitreise in die Vergangenheit. Nur bekleidet mit Lendenschurz aus Leder, die Frauen barbusig und mit Perlenketten, unterhalten sich die San in ihrer mit Klicklauten durchsetzten Sprache. Wir bekommen einen Dolmetscher, der für uns übersetzt. 



Zuerst wird uns gezeigt, wie die San Feuer machen. "Mutter" und "Vater"-Stock werden aufeinander gerieben, als "Kinder" entsteht Glut, die in trockenem Gras aufgefangen und durch pusten weiter entfacht wird. Dann geht es in den Busch. Unter der brennenden Sonne bekommen wir die verschiedensten Bäume und Sträucher erklärt - z.B. Wurzelsud gegen Bauchweh, Astlöcher mit Trinkwasser und wie die San ihr Pfeilgift gewinnen. Uns wird gezeigt, wie man Perlhuhnfallen aufstellt und von welchem Busch die San Äste für ihre Bögen abschlagen.

Auf die Frage, wer seinen eigenen Bogen herstellen möchte, gehen drei Finger nach oben. Wir nehmen also drei Äste mit und Anne und Sabine dürfen später mit tatkräftiger Unterstützung der San-Männer die Äste entrinden und anspitzen. Bogensehne drauf und schon auf zu den ersten Schießversuchen mit Pfeil und Bogen. Gott sei Dank werden die Pfeile, die wir ins Unterholz jagen, von den San wieder gefunden ;-)

    

Nebenan sitzt eine Gruppe von San-Frauen im Kreis, jede mit einem anderen Arbeitsschritt für die Hersellung von Ketten und Armbändern beschäftigt (Perlen abrunden, Löcher rein schlagen, auffädeln usw.). Die Perlen werden aus Straußeneischale und Kernen hergestellt. Dann bekommen wir noch eine Vorführung traditioneller Tänze und Gesänge, bevor wir uns im "Shop" (Holzgestellen mit Schmuck, Pfeil und Bogen, kleinen Äxten und Messern) umschauen können.

 

Auf der Rückfahrt sind wir froh um den Fahrtwind und einen kurzen Zwischenstop, bei dem wir uns mit kühlen Getränken versorgen. Wieder am Bus angekommen gibt es Mittags-Picknick im Schatten, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Angekommen springen wir als erstes in den Pool und genießen endlich mal ein wenig freie Zeit, um die ganzen Eindrücke der Reise sacken zu lassen. Zum Abendessen gibt es zum ersten Mal Eland (die größte Antilope), Grillgemüse, Blumenkohl mit brauner Butter und Semmelbröseln (sehr deutsch), Reis, rote Beete und Salat. Als Nachtisch Vanilleeis mit Amarula.

Die südafrikanische Bekannte unserer Gastgeberin, die sich gestern schon beim Abendessen zu uns gesellt hat, hat heute ein paar Liedtexte ihres deutschen Kirchenchores mitgebracht. Schon bald wird geschmettert was das Zeug hält und bis zu "Männer mit Bärten" aus der Mundorgel ist alles dabei :-)